Bis 2028 entsteht in Halle (Saale) das 'Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation' – ein lebendiger, populärer und öffentlicher Ort zum Diskurs.

Thema Zukunftszentrum
Foto: picture alliance / JOKER | Marcus Gloger
Das Zukunftszentrum soll in einem architektonisch herausragenden Gebäude entstehen und ein Ort zum Diskurs und Kennenlernen von Transformationserfahrungen und Herausforderungen für Kultur, Wissenschaft, Bürgerinnen und Bürger sein. Hier sollen die Erfahrungen und Leistungen der Menschen aus und in Ostdeutschland in den letzten 30 Jahren sichtbar gemacht werden. Das Zukunftszentrum möchte zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts von Ost und West durch gegenseitige Anerkennung, Wissensgenerierung sowie -vermittlung beitragen und die Länder Mittel- und Osteuropas vor dem Hintergrund ähnlicher Umbruchserfahrungen und gemeinsamer Zukunftsherausforderungen stärker in den Blick nehmen.
Vorgesehen ist:
- Ostdeutsche Erfahrungen aus den letzten 30 Jahren sichtbar zu machen und für Debatten, für Forschung und für eine breite öffentliche Vermittlung zu nutzen.
- Der Aufbau eines Wissenschaftsnetzwerks für die politische Zukunft Europas.
- Die populäre Vermittlung und Präsentation eigener wissenschaftlicher Erkenntnisse.
- Die Erforschung von Transformationsprozessen, insbesondere in den Jahren nach 1989/1990, unter Einbezug der Öffentlichkeit, zum Beispiel durch partizipative Formate.
- Einen geschützten Raum für eine offene Streitkultur, für Diskussionen und Erfahrungen in der vergangenen und der gegenwärtigen Transformation zwischen Ost und West-Deutschland zu schaffen.
- Innerdeutsche und europäische Debatten zu anstehenden Herausforderungen anzustoßen und zu bündeln.
- -Gleichberechtigter Ansprechpartner für Mittelosteuropa auf Augenhöhe zu sein.
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Am 1. März 2023 hat das Bundeskabinett die Einrichtung des Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation am Standort Halle (Saale) beschlossen. Es hat sich damit der Empfehlung einer unabhängigen, vom Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, eingesetzten Jury im Ergebnis eines Standortwettbewerbs unter ostdeutschen Städten angeschlossen.
Im nächsten Schritt wird ein internationaler Architekturwettbewerb gestartet und die Trägerinstitution für das Zentrum gegründet. Die Eröffnung ist für 2028 geplant.
Bereits in den kommenden Jahren soll das Zentrum durch verschiedene Projekte auch in seinen Inhalten sichtbarer und für die Menschen erfahrbarer werden. Das Zukunftszentrum wird vor allem ein Ort für die Menschen und mit den Menschen in ganz Deutschland und aus Europa. Daher sollen Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft in den Entstehungsprozess und in die Arbeit des Zentrums eng eingebunden werden.
Woher kommt die Idee für ein Zukunftszentrum?
Die Einrichtung des Zukunftszentrums ist ein Vorschlag der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ PDF, 39 MB, nicht barrierefrei im Jubiläumsjahr 2020.
Die Umsetzung dieses Vorschlags wurde im Mai 2022 sowohl durch das Bundeskabinett als auch durch den Deutschen Bundestag , nicht barrierefrei bekräftigt.
Warum ein Zukunftszentrum für Deutschland?
Das Zukunftszentrum füllt eine Leerstelle, die über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung zu spüren ist. Die Deutsche Einheit ist vollendet, vollkommen ist sie noch nicht. Das Zentrum ist daher eines der wichtigsten Projekte zur Festigung der Einheit Deutschlands in den kommenden Jahren.
Als Deutschland 1990 seine vier Jahrzehnte währende Teilung überwinden konnte und aus zwei deutschen Staaten ein vereintes Land wurde, fielen die Konsequenzen unterschiedlich aus.
Im Westen veränderte sich zunächst wenig. Im Osten dagegen brachte die Vereinigung einen Systemumbruch mit sich, eine große, lange dauernde Transformation aller Bereiche des Lebens.
Das Zukunftszentrum wird ein Ort sein, an dem sich unser Land auf verschiedenen Ebenen mit der Auswirkung dieser Transformationsprozesse auf unsere heutige Gesellschaft auseinandersetzt. Weil der Umbruch dort am härtesten war, und weil sein Beitrag zum heutigen Deutschland nicht immer ausreichend gewürdigt wird, entsteht das Zukunftszentrum ganz bewusst in Ostdeutschland.
Im Zukunftszentrum werden gesellschaftsrelevante Forschung, Dialog und Begegnung sowie Kunst und Kultur einen Raum erhalten. Als Knotenpunkt eines europäischen Netzwerks soll es die Transformationsperspektive der mittel- und osteuropäischen Nachbarn einbeziehen. So können die Umbruchserfahrungen und -leistungen der Menschen in Mittelosteuropa gewürdigt sowie ein gesamteuropäischer Resonanzboden zum Thema Transformation geschaffen werden. Gerade nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 ist diese enge Verbindung mit unseren Nachbarn in Mittel- und Osteuropa besonders wichtig.
Das Zentrum soll ein Ort sein, an dem nach vorn geschaut wird, an dem darüber gesprochen wird, wie wir miteinander leben wollen angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen: Im Umgang mit den vor uns liegenden Transformationsprozessen gerade auch in Ostdeutschland. Bei Energiethemen, der Demografie, beim Umgang mit Digitalisierung und anderen Innovationsprozessen, können wir viel voneinander lernen.
Der Blick über den Tellerrand führt daher auch zu uns zurück, weil er zeigt, dass Deutschland seinen Einfluss im politisch unruhigen Europa nur als wirklich vereintes Land und nicht als Ost- und West-Teil ausüben kann. Damit soll das Zukunftszentrum einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Demokratie und des Zusammenhalts in Deutschland und in Europa leisten.
Die Schritte auf dem Weg zum Zukunftszentrum
Der Standortwettbewerb für das Zukunftszentrum fand 2022 statt.
Beworben hatten sich: Eisenach, Frankfurt/Oder, Halle (Saale), Jena, Leipzig gemeinsam mit Plauen, Mühlhausen und Sonneberg. Eine unabhängige Jury empfahl der Bundesregierung im Februar 2023 den Standort Halle (Saale) als Sitz für das Zukunftszentrum.
Die nächsten Schritte sind die Auslobung eines Architekturwettbewerbes und erste begleitende Veranstaltungen. Bis 2028 soll das Zukunftszentrum in Halle errichtet werden.