Studie über Arbeitskräftebedarf und Migration in Ostdeutschland

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Fachkräftemangel Studie über Arbeitskräftebedarf und Migration in Ostdeutschland

Wie groß ist der künftige Arbeitskräftebedarf in ostdeutschen Unternehmen? Und welche Chancen und Barrieren sehen die Firmen, wenn es um Arbeitskräfte aus dem Ausland geht? Eine repräsentative Befragung von mehr als 2.000 ostdeutschen Unternehmen im Auftrag des Ostbeauftragten liefert Antworten.

Staatsminister Schneider spricht vor Publikum

Staatsminister Carsten Schneider in der BTU

Foto: Bundesfoto/Christina Czybik

Nirgendwo sonst wird sich der Mangel an Arbeitskräften in den kommenden Jahren so zuspitzen wie in Ostdeutschland. Wenn wir nicht gegensteuern, werden im Osten bis 2030 voraussichtlich rund 800.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter weniger als heute leben. Eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts info GmbH zeigt, dass die ostdeutschen Unternehmen das Problem klar erkannt haben: 40 Prozent sagen, der wachsende Arbeitskräftemangel könnte für sie in Zukunft existenzbedrohend werden. 


Schon jetzt packen viele ostdeutsche Firmen die Herausforderung des Fachkräftemangels aktiv an. Der Umfrage PDF, 765 KB, barrierefrei zufolge bildet etwa ein Drittel aus, zwei Drittel bieten Weiterbildungen an und rund 35 Prozent planen, in den kommenden fünf Jahren auch Menschen ohne deutschen Pass einzustellen. 
Erschwert wird die Gewinnung von Fachkräften aus dem In- und Ausland jedoch durch die Lebensbedingungen am Standort, die häufig negativ bewertet werden. Viele Unternehmenslenkerinnen und -lenker sagen, dass es „den Menschen in ihrer Region schlechter geht als in anderen Regionen“ (41%). Sie schätzen ihren Standort damit sogar als noch stärker benachteilt ein, als die Gesamtbevölkerung in Ostdeutschland (33%), die in der Befragung „Deutschland-Monitor 2022“ ähnlich befragt wurde. 

Gleichwertige Lebensverhältnisse sind zentral


Im Rahmen der Studie adressieren die Unternehmen eine Reihe von Forderungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort, u.a. eine bessere Versorgung mit Wohnraum, ein größeres ÖPNV-Angebot sowie bessere Bildungs- und Betreuungsoptionen. Damit ist klar: Die strukturellen Schwächen, die in Teilen Ostdeutschlands und anderswo existieren, verstärken den Fachkräftebedarf zusätzlich. Gleichwertige Lebensverhältnisse sind also entscheidend für die ökonomische Entwicklung Deutschlands und müssen ein zentrales politisches Ziel bleiben.
Ein weiterer Standortfaktor sind die Löhne. Nur 37 Prozent der befragten Unternehmen bewerten die durchschnittliche Höhe der Einkommen und die finanzielle Situation der Menschen in der Region als gut. Und für die Hälfte der Unternehmen ist es ein Thema, dass Arbeitskräfte aus dem Ausland in anderen Regionen oder Ländern bessere Jobangebote erhalten und deshalb gehen. Dazu passt, dass 40 Prozent der Unternehmen „Lohnsteigerungen“ als aktuelle Herausforderung angeben. Das Thema ist eindeutig bei den Unternehmen angekommen. 


Nur etwa jedes fünfte Unternehmen in Ostdeutschland (21%) glaubt, dass man auf Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland verzichten kann. Die Betriebe haben also ein hohes Interesse an einer Willkommenskultur und gelingender Integration. Doch zu den Barrieren zählen fremdenfeindliche Akteure vor Ort, die es schwer machen, Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben oder zu halten sowie eine teils skeptische Haltung der Bevölkerung. Die Unternehmen beklagen aber auch eine Vielzahl an praktischen Barrieren bei der Fachkräfteeinwanderung, insbesondere mangelnde Sprachkenntnisse und hohen administrativen Aufwand. Zudem erwarten sie eine leichtere Anerkennung von Berufsabschlüssen. 

Fachkräftestrategie zur Senkung von Barrieren


Diese Barrieren sind bekannt und nachvollziehbar. Die Bundesregierung adressiert sie im Rahmen der Fachkräftestrategie. Deutschland soll eines der weltweit modernsten Einwanderungsländer werden. Im Juni 2023 hat der Bundestag das Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung beschlossen und damit den Grundstein für ein modernes Einwanderungsrecht gelegt. Gemeinsam mit der MPK-Ost hat der Ostbeauftragte die Fachkräftekonferenz Ostdeutschland initiiert, die Ende Februar in Schwerin stattgefunden hat. Gemeinsam werben Bund und Länder für die Qualifizierungsangebote und sensibilisieren für das Fachkräfteproblem – sowie für die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz für Zuwanderung.


Außerdem zeigt die Befragung: Wer bereits Menschen aus dem Ausland beschäftigt, berichtet häufig über positive Erfahrungen, eine gestiegene Akzeptanz in der Belegschaft und neue Impulse. Persönliche Kontakte zu Beschäftigten aus dem Ausland fördern die Toleranz in den Betrieben und darüber hinaus. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind jetzt gemeinsam gefragt, diese positive Wechselwirkung zu verstärken. Das Ziel muss mehr gesellschaftliche Offenheit für Menschen mit Migrationshintergrund sein. Nur dann kann die ostdeutsche Wirtschaft weiter wachsen.