Ostdeutsches Wirtschaftsforum
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Wirtschaft Ostdeutsches Wirtschaftsforum
in Bad Saarow

Bereits zum achten Mal kommen in Bad Saarow Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien mit ostdeutschen Unternehmen zusammen. Eines der häufigsten Themen in Gesprächen und Diskussionsrunden: Der steigende Bedarf an Fachkräften. 

Bundeskanzler Olaf Scholz und Staatsminister Carsten Schneider bei der Eröffnung des Ostdeutschen Wirtschaftsforums

Eröffnung des Ostdeutschen Wirtschaftsforums

Foto: Land der Ideen /Bernd Brundert

Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnete am Sonntagabend das Forum mit einer Rede zur wirtschaftlichen Situation im Osten und stellte klar: Die ostdeutsche Wirtschaft boomt. Ein Hemmnis sei jedoch der Arbeitskräftemangel. Das belegt auch die Studie „ Arbeitskräftebedarf und Migration PDF, 765 KB, barrierefrei “, die der Ostbeauftragte in Auftrag gegeben hat.


Eine Zahl, die erahnen lässt, was aufgrund des Mangels auf Ostdeutschland in den kommenden Jahren zukommt: Bis 2030 werden im Osten rund 800.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter weniger als heute leben. Nirgendwo sonst wird sich der Mangel an Arbeitskräften in den kommenden Jahren so zuspitzen wie in Ostdeutschland.
Die Unternehmen haben das Problem klar erkannt: 40% der ostdeutschen Unternehmen sagen, der wachsende Arbeitskräftemangel könnte in Zukunft existenzbedrohend werden.
Und 35% planen deshalb, in den kommenden fünf Jahren auch Menschen ohne deutschen Pass einzustellen. Doch welche Chancen und Barrieren sehen die Firmen dabei? Dazu hat der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland eine repräsentative Befragung von mehr als 2.000 Unternehmen in Ostdeutschland in Auftrag gegeben.
 

Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken


Viele ostdeutsche Firmen packen diese Herausforderung aktiv an. Der Studie zufolge bildet etwa ein Drittel aus, zwei Drittel bieten Weiterbildungen an. Erschwert wird die Gewinnung von Fachkräften aus dem In- und Ausland jedoch durch die Lebensbedingungen am Standort, die häufig negativ bewertet werden. Viele Unternehmenslenkerinnen und -lenker (41%) sagen, dass es „den Menschen in ihrer Region schlechter geht als in anderen Regionen“ – und schätzen ihren Standort damit sogar als noch stärker benachteilt ein, als die Gesamtbevölkerung in Ostdeutschland (33%), die im Deutschland-Monitor 2022 ähnlich befragt wurde. 


Die in der Studie konkret adressierten Forderungen der Unternehmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen (u.a. bessere Versorgung mit Wohnraum, das ÖPNV-Angebot, die Bildungs- und Betreuungsoptionen) zeigen klar: Die strukturellen Schwächen, die im Osten existieren, verstärken den Fachkräftebedarf zusätzlich. 
„Diesen Teufelskreis muss durchbrochen werden. Gleichwertige Lebensverhältnisse müssen ein zentrales politisches Ziel bleiben. Sie sind entscheidend für die ökonomische Entwicklung Deutschlands“, fordert der Staatsminister.

Löhne im Osten müssen steigen


Ein weiterer Standortfaktor sind die Löhne. Nur 37% der Befragten Unternehmen bewerten die durchschnittliche Höhe der Einkommen und die finanzielle Situation der Menschen in der Region gut. Und für die Hälfte der Unternehmen ist es ein Thema, dass Arbeitskräfte aus dem Ausland woanders bessere Jobangebote erhalten und deshalb gehen. Einmal mehr zeigt sich, dass die Löhne im Osten spürbar steigen müssen. Dazu passt, dass 40% „Lohnsteigerungen“ als aktuelle Herausforderung angeben. Das Thema ist bei den Firmen angekommen!


Nur jedes fünfte Unternehmen in Ostdeutschland (21%) glaubt, dass man auf Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland verzichten kann. Die Betriebe haben also ein hohes Interesse an einer Willkommenskultur und gelingender Integration. Doch zu den Barrieren zählen fremdenfeindliche Akteure vor Ort, die es schwer machen, Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben oder zu halten, und die teils skeptische Haltung der Bevölkerung.

Barrieren für Einwanderung beseitigen


Die Unternehmen beklagen in der Studie aber auch eine Vielzahl an praktischen Barrieren bei der Fachkräfteeinwanderung, insbesondere mangelnde Sprachkenntnisse und hohen administrativen Aufwand. Sie erwarten auch eine leichtere Anerkennung von Berufsabschlüssen. 


„Diese Barrieren sind bekannt und nachvollziehbar. Wir adressieren sie im Rahmen der Fachkräftestrategie der Bundesregierung. Wir wollen eines der weltweit modernsten Einwanderungsländer werden. Ende März hat die Bundesregierung mit dem Gesetzentwurf zur Fachkräfteeinwanderung den Grundstein für ein modernes Einwanderungsrecht gelegt. Mit der MPK-Ost habe ich die Fachkräftekonferenz Ostdeutschland initiiert, die Ende Februar in Schwerin stattgefunden hat. Gemeinsam werben Bund und Länder für die Qualifizierungsangebote und sensibilisieren für das Fachkräfteproblem – und für die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz für Zuwanderung“, erklärt der Ostbeauftragte.

Offenheit und Toleranz steigern


Die Studie zeigt auch: Wer bereits Menschen aus dem Ausland beschäftigt, berichtet häufig über positive Erfahrungen, eine gestiegene Akzeptanz in der Belegschaft und neue Impulse. Persönliche Kontakte zu Beschäftigten aus dem Ausland fördern die Toleranz in den Betrieben und darüber hinaus.
Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind jetzt gemeinsam gefragt, diese positive Wechselwirkung zu verstärken! Das Ziel muss mehr gesellschaftliche Offenheit für Menschen mit Migrationshintergrund sein. Nur dann kann die ostdeutsche Wirtschaft weiter wachsen.