Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau
Mehr als hundertausende Jugendliche in der DDR sollten in DDR-Spezialheimen sozialistisch umerzogen werden. In der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau erinnert eine neue Dauerausstellung an die repressiven Machtstrukturen und die Gewalt gegenüber der Opfer.
Es ist eine Inschrift in einer der Zellen, die der neuen Dauerausstellung im Jugendwerkhof Torgau den Namen gab: „Ich bin als Mensch geboren, und will als Mensch hier raus!“ In der DDR wurden tausende Jugendliche in Umerziehungsheime gesteckt. Sie sollten unter haftähnlichen Bedingungen zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ umerzogen werden - und dazu war jedes Mittel recht: Dunkelzellen, Drill, psychische und physische Folter und sexuelle Gewalt gehörten im geschlossenen Jugendwerkhof Torgau zum Alltag. Zwischen 1964 und 1989 waren mehr als 4.000 Jugendliche zwischen 14-18 Jahren in Torgau interniert. Viele damalige Insassen leiden noch heute an den traumatischen Erfahrungen. Seit 2009 erzählt eine Dauerausstellung in der Gedenkstätte davon, sie wurde jetzt überarbeitet.
Bei der Eröffnung am 22. November waren auch zahlreiche ehemalige Heimkinder anwesend. «Mit der neuen Ausstellung haben wir vor allem noch mehr Raum für die Schicksale und Erfahrungen der Betroffenen geschaffen», sagte die Vorsitzende der Gedenkstätte, Gabriele Beyler, bei der Eröffnung.
„Durch die Arbeit hier erhalten viele Opfer ein Gesicht“
Staatsminister Carsten Schneider zeigte sich gerade durch die Begegnungen mit den Zeitzeugen tief bewegt: „Durch die Arbeit, die hier geleistet wird, erhalten viele Opfer ein Gesicht und ein unmenschliches System wird sichtbar gemacht. Denn die Erinnerung an die repressive DDR-Heimerziehung und den unmenschlichen Umgang mit den Jugendlichen darf nicht verblassen. Ich bin dankbar für das Engagement der Gedenkstätte, die einen wichtigen Beitrag zu einer lebendigen Zivilgesellschaft leistet und dazu beiträgt, einer Verharmlosung und Verklärung der DDR vorzubeugen.“
Zur Eröffnung kamen auch die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth , der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und Evelyn Zupke, SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag. Roth betonte, dass Torgau die bundesweit einzige Gedenkstätte sei, die einen Einblick in das Unrechtssystem und eine Auseinandersetzung mit den repressiven Machtstrukturen innerhalb des Bildungs- und Erziehungsapparats der DDR am historischen Ort ermögliche.