Studie Deutschland-Monitor 2024
Die Studie „Deutschland-Monitor“ untersucht, welche Themen Bürgerinnen und Bürger in Ost und West bewegen und wie sich politische Einstellungen verändern. In der aktuellen Studie steht die Frage im Fokus, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben wollen.

Deutschland-Monitor 2024: Gleichwertige Lebensverhältnisse sind wichtiger Faktor für Demokratiezufriedenheit
Foto: picture alliance / JOKER | Marcus Gloger
Die übergroße Mehrheit der Menschen in Deutschland möchte in einer Gesellschaft leben, in der freiheitlich-demokratische Grundrechte und -werte gewährleistet sind. Jedoch ist ein Teil der Bevölkerung der Meinung, bestimmte Freiheitsrechte würden in der Praxis nur teilweise oder gar nicht erfüllt. So lautet ein zentraler Befund des Deutschland-Monitors 2024. Die Studie wird von Forschenden des Zentrum für Sozialforschung Halle, der Universität Jena sowie dem Leibnitz-Institut GESIS erstellt und vom Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland gefördert. Das aktuelle Schwerpunktthema lautet „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“ und ist auszugsweise bereits im Bericht des Ostbeauftragten 2024 erschienen.
Große Einigkeit über die gewünschte Gesellschaft
Eine große Mehrheit in Deutschland wünscht sich eine Gesellschaft, in der die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, die friedliche Koexistenz der Religionen und ein gelebtes soziales Miteinander ebenso verwirklicht sind wie Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit und die Anerkennung individueller Leistung. Auch die im Grundgesetz verankerten Grund- und Freiheitsrechte werden mehrheitlich für wichtig erachtet. Der Staat wird in der Pflicht gesehen, für allgemeine Lebensrisiken wie Alter und Krankheit Verantwortung zu tragen. In diesen Punkten unterscheidet sich das Idealbild einer Gesellschaft zwischen Ost- und Westdeutschland nicht.
Teilweise sind sich die Menschen jedoch uneins, inwiefern ein vereintes Europa, eine klimaneutrale Lebensweise und eine „Gesellschaft, die Zuwanderung als Chance begreift“ wünschenswerte Zielvorstellungen sind. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung kritisiert zudem die Verwirklichung der Presse- und Meinungsfreiheit und beklagt einen zu geringen gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land. Mit direkten Auswirkungen auf unsere Demokratie: Wer seine gesellschaftlichen Wunschvorstellungen als weniger erfüllt ansieht, ist dem Deutschland-Monitor zufolge auch weniger zufrieden mit der Demokratie und hat weniger Vertrauen in politische Institutionen. Besonders ausgeprägt ist die Unzufriedenheit mit der Demokratie in den ökonomisch schwächeren Regionen – sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Hier sind zugleich Gefühle fehlender sozialer Gerechtigkeit und die Sorge vor einem wirtschaftlichen und sozialen Abstieg verbreiteter. Die Autorinnen und Autoren des Deutschland-Monitors plädieren deshalb dafür, den Menschen in strukturschwächeren Regionen Perspektiven aufzuzeigen.
Fast 8.000 Interviews bundesweit und in ausgewählten Regionen
Der Deutschland-Monitor erscheint jährlich. Dabei handelt es sich um eine regional differenzierte und im Zeitverlauf vergleichend angelegte Untersuchung. Im Fokus stehen Beständigkeit und Wandel der politischen und gesellschaftlichen Stimmungslagen und Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in Ost- und Westdeutschland. Die Studie besteht aus einer bundesweiten Repräsentativerhebung (etwa 4.000 Interviews) sowie einer regionale Vertiefungsstudie in derzeit zwölf strukturstarken und -schwachen Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten in Ost- und Westdeutschland (etwa 4.000 Interviews). Dabei werden einzelne Kreise über mehrere Erhebungswellen hinweg in die Studie einbezogen und Schritt für Schritt durch weitere Kreise mit ähnlichen Strukturmerkmalen ersetzt (sogenanntes rollierendes Kreispanel). Hinzu kommen Fokusgruppen-Diskussionen zur qualitativen Vertiefung der Erkenntnisse.
Inhaltlich umfasst der Deutschland-Monitor einen gleichbleibenden Fragenkatalog zur politischen Kultur und Gesellschaftskultur sowie ein jährlich wechselndes Schwerpunktthema, das aktuelle Problemlagen aufgreift.
Der Deutschland-Monitor geht zurück auf eine Handlungsempfehlung der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ aus dem Jahr 2020, der sich die Bundesregierung angeschlossen hat.
Die Erhebungsdaten des Deutschland-Monitors werden durch GESIS für weitere wissenschaftliche Analysen zur Verfügung gestellt. Detaillierte Informationen zur Methodik und den Befunden des Deutschland-Monitors sowie ein interaktives Data-Exploration-Tool finden Sie auf der Projekt-Homepage www.deutschland-monitor.info. Der Gesamtbericht des Forschungskonsortiums zum Deutschland-Monitors 2024 steht hier für Sie zum Download bereit: