Herr Schneider, laut einer aktuellen Studie stimmten im Osten mehr als 80 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass „Leute wie ich keinen Einfluss auf das Regierungsgeschehen haben“. Warum hört die Bundesregierung nicht auf die Ostdeutschen?
Carsten Schneider: Das tun wir. Diese Selbstwahrnehmung trifft auch nicht zu. Seit 1990 ist noch kein Kanzler gewählt worden, den die Ostdeutschen nicht wollten. Ob Kohl, Schröder, Merkel oder Scholz: Es waren immer die Ostdeutschen, die bei den Bundestagswahlen das Zünglein an der Waage waren. Auch diese Bundesregierung konnte nur wegen des Wahlergebnisses im Osten gebildet werden. Den Vorsprung bei der letzten Bundestagswahl hat die SPD den Direktmandaten und dem überproportional starken Abschneiden im Osten zu verdanken. Ohne die Ostdeutschen wäre Olaf Scholz heute nicht Bundeskanzler.